SbE-Bausteine Teil 1 und Teil 2 (Aufbaulehrgang PSNV)
An vier verteilten Samstagen in der Zeit von September - November 2020 werden die Teilnehmer in die Methodik der Stressbearbeitung nach belastenden Ereignissen (SbE) mit Hilfe von Einzel- und Gruppengesprächen mit Kollegen/innen nach besonderen, belastenden Einsätzen geschult.
Bilder: S. Müller Text: J. Schiedhering beide vom PSNV Team
SbE-Baustein Teil 2 - Einsatznachsorgekurs
In der Gunzenhäuser Feuerwehrzentrale nahmen insgesamt 13 Einsatzkräfte verschiedener Hilfsorganisationen an einem Aufbauseminar zur Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV) teil. Der Lehrgang ist die Einstiegsvoraussetzung für die Weiterbildung zur Betreuung Betroffener nach traumatischen Erlebnissen.
Im Mittelpunkt des Vortrags der Dozenten Christina Fischer und Harald Trampert vom Malteser-Hilfsdienst des Ortsverbands Preith standen die zwischenmenschliche Kommunikation und der Umgang mit trauernden Menschen. Durch zahlreiche Übungen hatten die Teilnehmer die Gelegenheit, verschiedene Facetten des Trauerprozesses zu beleuchten und in Fallbeispielen das Erlernte zu vertiefen.
Im Vorfeld hatten die Seminarteilnehmer gemeinsam den Grundkurs nach den bewährten Methoden der "Bundesvereinigung Stressbearbeitung nach belastenden Ereignissen (SbE)" absolviert. Der Ausbildungsinhalt umfasst dort unter anderem die Schwerpunkte Stressbewältigung, Psychotraumatologie, Grundlagen der Akutbetreuung in der PSNV und Psychohygiene. Ziel dieser Grundausbildung ist das Führen von Gesprächen mit belasteten Kollegen, sowie die Durchführung von Gruppengesprächen, allen voran die SbE-Kurzbesprechung.
Mit diesem Rüstzeug stehen die Helfer der Freiwilligen Feuerwehren, der Johanniter-Unfallhilfe, des Bayerischen Roten Kreuzes und der Polizei Mittelfranken den Einsatzkräften in der eigenen Organisation als sogenannte „Peers“ vor Ort bei entsprechenden Lagen im Rahmen der PSNV zur Verfügung. Bei Kurz- und Nachbesprechungen in den Hilfsorganisationen arbeiten die Helfer nach besonders belastenden Einsätzen in Teams zusammen, deren Leitung eine psychosoziale Fachkraft innehat.
Durch die fortwährende Präventionsarbeit bereits in der Einsatzvorbereitung und in der Grundausbildung ist es gerade für viele Feuerwehrmänner und -frauen mittlerweile ganz selbstverständlich, auch an der Einsatzstelle mit Kameradinnen und Kameraden aus dem PSNV-Bereich zu arbeiten und bei Bedarf entsprechende Hilfe anzunehmen.
Der nun zusätzlich absolvierte Schulungsbaustein ist der erste Schritt hin zu einer Erweiterung des Aktionsradius der PSNV-Kräfte. In mehreren Ausbildungsabschnitten erlernen die Einsatzkräfte den Umgang mit betroffenen Personen über die eigene Hilfsorganisation hinaus. Im Fokus stehen hierbei beispielsweise Angehörige von Unfallopfern oder nach häuslichen Notfällen, Ersthelfer und Unfallzeugen. Aus Sicht der PSNV besteht hier eine bewusste Trennung zwischen den Einsatzkräften und sonstigen Betroffenen, da sich die Bedürfnisse dieser Gruppen bei belastenden Erlebnissen teils stark unterscheiden. Im Gegensatz zu Einsatzkräften, die aufgrund von Vorbereitung und Einsatzroutine oftmals gewohnt sind, mit Belastungen umzugehen, können Menschen aus dem zivilen Umfeld durch plötzlich eintretende und möglicherweise traumatische Ereignisse schneller an die Grenzen ihrer normalen Bewältigungsstrategien geraten.
Als äußerlich unverletzte Personen geraten diese Menschen oftmals aus dem Blickfeld der Helfer, da naturgemäß die Versorgung von Verletzten oder verunfallten Personen Vorrang vor weiteren Betreuungsmaßnahmen hat. An dieser Stelle können die ausgebildeten Helfer wertvolle „Psychische Erste Hilfe“ leisten, um mit ersten Weichenstellungen den Betroffenen ihre Handlungsfähigkeit zurück zu geben.
In ihrer Tätigkeit im Betreuungsbereich für betroffene Personen arbeiten die PSNV-Mitarbeiter eng mit den Kräften der Notfallseelsorge und der Krisenintervention zusammen.
Kreisbrandrat Volker Satzinger lobte in seinem Grußwort die Arbeit der PSNV-Helfer. Nach seinen Worten hat sich die Arbeit der Einsatzkräfte und das Verständnis im Laufe der Zeit entscheidend gewandelt: „Jeder Einsatz bringt Leid für die Opfer und Betroffenen mit sich“, so der Kreisbrandrat. Harald Trampert bedankte sich als fachlicher Leiter des PSNV-Teams für die wohlwollende Unterstützung durch die Kreisbrandinspektion. Seinen Dank sprach er auch dem Gunzenhäuser Kommandanten Swen Müller aus, ohne dessen Unterstützung die Durchführung der zeitintensiven Lehrgänge weitaus schwieriger wäre.
Neues Kursmodul der ehrenamtlichen Kräfte des PSNV Weißenburg-Gunzenhausen
Am 11. September 2021 startete ein weiterer Teil der Ausbildung für die Mitglieder der PSNV Einheit der Feuerwehr Weißenburg-Gunzenhausen. Dieser Lehrgang dient dazu, Betroffene und Angehörige in Feuerwehreinsätzen bis zum Eintreffen der Notfallseelsorge bestmöglich zu versorgen, Ziel dabei ist es, Feuerwehrkräfte im Einsatz zu entlasten.
Aktuell werden dort 10 Mitglieder des PSNV-Teams, zwei Beamtinnen der Polizei und eine Kollegin der Malteser aus Preith ausgebildet.
Alle ehrenamtlichen Mitglieder absolvieren diese drei Kurs Wochenenden in ihrer Freizeit.
Am Samstag erhielten wir vom Beauftragten für das Ehrenamt des BRK-Weißenburg, Markus Dengler, einen Fachvortrag über die weitläufigen Strukturen des BRK im Landkreis.
Mehr dazu finden Sie unter: https://www.kvsuedfranken.brk.de/
Von links nach rechts: Christina Fischer (Ausbildung),
Harald Trampert (Fachlicher Leiter PSNV-WUG),
Markus Dengler (Beauftragter für das Ehrenamt des BRK) und
Michael Müller (Organisatorischer Leiter PSNV).
Foto: S. Müller PSNV-Team
Am Sonntag enthielt die Ausbildung eine Praxisvorführung der Bereitschaft des BRK Gunzenhausen, unter der Leitung von Paul Pfeifer, hier wurde anhand einer professionellen Reanimation die Arbeit des BRK in Einsätzen erläutert.
Das Rettungsdienst-Team der BRK-Bereitschaft Gunzenhausen im Einsatz.
Foto: S. Müller PSNV-Team
Betreuung der „Ehefrau“ des Patienten durch zwei Kolleginnen des PSNV-Teams.
Foto: S. Müller PSNV-Team
Ein herzliches Dankeschön an Swen Müller, den 1. Kommandanten der Feuerwehr Gunzenhausen für die zur Verfügung Stellung der Räumlichkeiten, sowie an Markus Dengler für seinen spannenden und aufschlussreichen Vortrag und an Paul Pfeiffer und sein Team für die Darstellung des medizinischen Notfalls.
Text: J. Schiedhering PSNV-Team